Posi­ti­ons­pa­pier: Wir gestal­ten die Bil­dungs­land­schaft der Zukunft!

Bildungslandschaft kommunal gestalten

Die Arbeits­ge­mein­schaft für Bil­dung for­dert die Stadt Osna­brück auf, sich auf den Weg zu einer inte­grier­ten Schul‑, Jugendhilfe‑, Sozial- und Fami­li­en­po­li­tik zu machen, um sich für die Auf­ga­ben der kom­men­den Jahr­zehn­te zu rüs­ten. Die Stadt Osna­brück müs­se des­halb ihr bestehen­des Sozi­al­mo­ni­to­ring erwei­tern und kom­mu­na­le Netz­wer­ke von Akteur*innen stär­ken sowie die­se Netz­wer­ke an gemein­sa­men und trans­pa­rent kom­mu­ni­zier­ten Zie­len ausrichten.

Kom­mu­na­le Sozi­al­po­li­tik braucht ver­läss­li­che Daten als Grund­la­ge, damit die Ver­wal­tung selbst und die kom­mu­na­len Akteu­re ihrer Arbeit nach­ge­hen kön­nen. In Deutsch­land ist Erfolg immer noch stark mit der sozia­len Her­kunft ver­bun­den. Nur wenn wir Bil­dungs­ni­veau, Kauf­kraft und Migra­ti­ons­an­tei­le ana­ly­sie­ren, wis­sen wir wo wir uns als Stadt noch mehr enga­gie­ren müs­sen. Aus den Ver­öf­fent­li­chun­gen der Ver­wal­tung ent­neh­men wir, dass das aktu­el­le Sozi­al­mo­ni­to­ring nicht mehr zeit­ge­mäß ist. Es reicht nicht mehr, nur zu wis­sen, wer wenig Geld hat oder Sozi­al­leis­tun­gen bezieht. Wir müs­sen gleich­zei­tig Bil­dungs­grad, Kauf­kraft und Migra­ti­ons­bio­gra­fien ana­ly­sie­ren. Was die Ver­wal­tung macht, ist ledig­lich ein ein­fa­ches Abgrei­fen von bereits vor­han­de­nen Daten.

Aber nicht nur die Daten sind für ein geziel­tes und plan­vol­les Vor­ge­hen wich­tig. Für die Umset­zung vor Ort müs­sen wir klein­tei­li­ger Vor­ge­hen. Im sozia­len Raum kön­nen wir Netz­wer­ke stär­ken und Lösun­gen fin­den. Aber der Sozi­al­raum ist nicht das Glei­che, wie etwa ein Ver­wal­tungs­be­zirk oder ein gan­zer Stadt­teil. Sozi­al­räu­me sind gewach­sen, haben also eine eige­ne poli­ti­sche und sozia­le Geschich­te und ent­spre­chen eher Quar­tie­ren. Die­se eige­nen Gesetz­mä­ßig­kei­ten vor Ort müs­sen bei der Aus­ge­stal­tung von Netz­wer­ken berück­sich­tigt wer­den. Erst dann, kön­nen gemein­sam Zie­le for­mu­liert wer­den, um anschlie­ßend an die­sen zu arbeiten.

Vor über zehn Jah­ren hat­te sich auch die Stadt Osna­brück auf den Weg gemacht, um im Pro­gramm „Ler­nen vor Ort“ Bil­dungs­chan­cen zu ver­bes­sern. Aus die­ser Art von Pro­jek­ten ist bspw. das Osna­brü­cker Bil­dungs­bü­ro und in der neue­ren Ver­gan­gen­heit die Trans­feragen­tur Nie­der­sach­sen auf ganz ande­rer Ebe­ne ent­stan­den. Doch was ist nun aus der Ver­bes­se­rung von Bil­dungs­chan­cen gewor­den, was ist uns als Stadt geblie­ben? Kön­nen wir etwa gemein­sa­me Zie­le fest­stel­len, die mit den Akteu­ren vor Ort ver­ein­bart wur­den und auf die immer noch gemein­sam in funk­tio­nie­ren­den Netz­wer­ken hin­ge­ar­bei­tet wird?

In Osna­brück besteht drin­gen­der Reform­be­darf für unser Bil­dungs­sys­tem. Dafür sind wir auf die Zusam­men­ar­beit aller an Bil­dung betei­lig­ten Akteu­re vor Ort ange­wie­sen. Wir brau­chen den Aus­bau und die Ver­net­zung des Sozi­al­raums mit loka­len Akteu­ren, die prak­tisch mit Kin­dern und Jugend­li­chen arbei­ten, in Schu­len, Kitas, in der Jugend­ar­beit, in den Sport­ver­ei­nen, Biblio­the­ken, in den Musik­schu­len und Kunst­ein­rich­tun­gen. Mög­li­che Ange­bo­te und Struk­tu­ren sind bspw. frü­he Hil­fen als offe­ne Ange­bo­te für Fami­li­en, ein Über­gangs­ma­nage­ment von der Schu­le in den Beruf, das Ver­bän­de und Kam­mern mit ein­be­zieht, oder auch Ange­bo­te im Rah­men des Ganz­ta­ges in Koope­ra­ti­on mit Vereinen.

Die Ange­bo­te und Struk­tu­ren vor Ort müssen …

  1. nied­rig­schwel­lig und kom­mu­nal finan­ziert sein, um mög­lichst alle mit­zu­neh­men. Bil­dung ist Daseins­für­sor­ge und darf kei­ne Belas­tung für die Fami­li­en in Osna­brück sein.
  2. an sozi­al­räum­li­chen Zie­len aus­ge­rich­tet wer­den. Dafür brau­chen wir genaue Ana­ly­sen vor Ort und Ver­ant­wor­tungs­ge­mein­schaf­ten, die gemein­sam über­prüf­ba­re Zie­le ver­fol­gen wollen.
  3. in Ver­ant­wor­tungs­ge­mein­schaf­ten als part­ner­schaft­li­che Netz­wer­ke orga­ni­siert sein. Alle müs­sen mit­ge­nom­men wer­den und sind gleich­be­rech­tig­te Partner*innen bei der Umsetzung.
  4. in der Ver­wal­tung eine ver­trau­ens­vol­le und kon­stan­te Part­ne­rin haben. Bil­dungs­land­schaf­ten sind lang­fris­ti­ge Pro­jek­te und der kom­mu­na­le Trä­ger muss dahinterstehen.
  5. in einem bestehen­den und akzep­tier­ten Umfeld ent­ste­hen. Von außen rein­kom­men und dann neu machen, hat noch nie funk­tio­niert. Die Akzep­tanz vor Ort ist der Schlüs­sel für alle Projekte.

Nur mit res­sort­über­grei­fen­der Bil­dungs­po­li­tik kön­nen Kin­der und Jugend­li­che ihrem Poten­ti­al gerecht wer­den. Bil­dung darf dabei zu kei­ner Belas­tung für die Fami­li­en wer­den. Damit ein sol­ches Kon­zept am Ende gelin­gen kann, bedarf es einem Aus­bau von Struk­tu­ren hier vor Ort, damit sie den jun­gen Men­schen anspruchs­vol­le Ange­bo­te bie­ten kön­nen. Bil­dung ist das Resul­tat eines kom­mu­na­len Enga­ge­ments von Ver­ei­nen, Kul­tur und Kir­chen sowie von Kitas und Schu­len – wir als Gesell­schaft sind also dafür ver­ant­wort­lich wie gut Bil­dung hier vor Ort gelingt.