Antragstext:
Die Landtagsfraktion wird dazu aufgefordert, die Schulsozialarbeit in Niedersachsen rechtlich zu verankern, finanziell abzusichern und mit qualitativen Mindeststandards im Sinne der „Jenaer Erklärung” zu versehen. Der Bundeskongress Schulsozialarbeit 2019 fordert: Schulsozialarbeit muss als professionelles Angebot systematisch weiterentwickelt und abgesichert werden! Konkret bedeutet das:
- Schulsozialarbeit braucht Kontinuität und Verlässlichkeit, damit sie qualitätsvoll zu mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit beitragen kann.
- Die jeweiligen Rollen der Bildungs- und Jugendhilfesysteme für die Schulsozialarbeit sind zu definieren.
- Schulsozialarbeit muss als Arbeitsfeld systematisch entwickelt werden.
- Mindeststandards für die Umsetzung der Schulsozialarbeit sind zu vereinbaren und umzusetzen.
- Eine klare rechtliche Verankerung der Schulsozialarbeit ist notwendig.
- Vor Ort sind Kooperationsvereinbarungen zwischen den verschiedenen Akteur*innen zu schließen und Konzepte abzustimmen, die Aufträge und Zuständigkeiten klären und abgrenzen.
- Multiprofessionelle Zusammenarbeit ist als konstitutives Element in Schule zu verankern.
Begründung:
Die Jenaer Erklärung ist ein Ergebnis des Treffens der Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule, Verantwortlichen bei Trägern, aus der Verwaltung und Politik, Lehrenden und Forschenden der Sozialen Arbeit.
Der Bundeskongresses Schulsozialarbeit hat in seiner Abschlusserklärung festgestellt, dass Schulsozialarbeit Kontinuität und Verlässlichkeit braucht, damit sie qualitätsvoll zu mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit beitragen kann. Schulsozialarbeit ermöglicht ganzheitliche Bildung junger Menschen zur Förderung der Persönlichkeit und ihrer sozialen Entwicklung. Sie eröffnet Chancen am Lern- und Lebensort Schule und engagiert sich für mehr Gerechtigkeit beim Aufwachsen junger Menschen.
Die vielfältigen gesellschaftlichen Entwicklungen erhöhen die Erwartungen an die Schulsozialarbeit, deren Bedeutung insbesondere von allen am Schulleben Beteiligten anerkannt und gewürdigt wird. Der Stellenausbau in den letzten Jahren belegt dies anschaulich. Dieser geschieht in Abhängigkeit von kommunalen Ressourcen, Landesprogrammen und Landesgesetzen. Schulsozialarbeit wird mit einer großen Aufgabenvielfalt, in unterschiedlichen Zuständigkeiten und mit teils komplexen Finanzierungslösungen durchgeführt.
Eine fehlende rechtliche und finanzielle Absicherung, die eine qualitativ hochwertige Schulsozialarbeit mit guten Arbeitsbedingungen gewährleistet, wird vielerorts beklagt. Qualität und Professionalität in der Schulsozialarbeit sind derzeit in zu hohem Maße von einzelnen Fachkräften vor Ort und ihren Trägern abhängig.
Quellen:
https://www.awo.org/sites/default/files/2019–10/jenaer_erklaerung%20mit%20logos.pdf